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Der Kolumbianer Gabriel Santoro hat ein Buch über eine befreundete deutsch-jüdische Familie geschrieben. Sein Vater, ein Rhetorikprofessor, verreißt das Buch gnadenlos. Warum tut er das? Interessant und vielschichtig bearbeitet der Autor ein unangenehmes Kapitel der kolumbianischen Geschichte.

Romandebüt eines Kolumbianers, erstmals auf Deutsch. Gar nicht trocken, obwohl die "Proclaimed List of Certain Blocked Nationals" den Ausgangspunkt liefert - eine der Figuren sagt netterweise griffig, was das war: "eine besonders widersprüchliche Episode in unserer Geschichte ... Während des 2. Weltkriegs hatten diese schwarzen Listen des Außenministeriums der Vereinigten Staaten den Zweck, das Vermögen der Achsenmächte in Lateinamerika einzufrieren. Doch überall, nicht nur in Kolumbien, wurde Missbrauch damit getrieben". Parallelen zur McCarthy-Ära und zum sogenannten Krieg gegen den Terror. Vásquez schickt sein zahlreiches Personal in viele schwierige Konstellationen (zentral eine deutsch-jüdische Exilanten- und eine Vater-Sohn-Geschichte), die er allesamt so schlicht reflektiert, als müsse man's nur hinschreiben. Vielleicht die 1. literarische Aufarbeitung; sorgfältig-"konventionell" (statt magisch-realistisch), souverän im Aufbau, farbig, in jeder Hinsicht reichhaltig. Wegen des attraktiven Umschlags werden manche das Buch prüfen, die sonst weniger Anspruchsvolles suchen. Überall sehr empfohlen.